Ranking der direktdemokratischen Verfahren
in Deutschland auf Landes- und Kommunalebene

Thüringen

Thüringen befindet sich gemeinsam mit Berlin auf Platz 5–6 der Gesamtwertung. Die Gesamtnote beträgt 2,8. Auf Landesebene (Teilnote 4,0, Platz 9–11) sind die Hürden hoch, hier ist deutlich mehr Reformpotenzial vorhanden als auf kommunaler Ebene (Platz 1, Teilnote 1,6). Sollte das Land die Verfassung modernisieren und die Regelungen zum Themenausschluss und zum fakultativen Referendum/Volkseinwand reformieren, würde Thüringen in der Gesamtwertung sehr weit vorne landen.

Thüringen

  2,8

Landesebene

  4,0

Kommunalebene

  1,6

Landesebene

Gesamtnote: 4,0

Seit das Volksbegehren „Mehr Demokratie in Thüringen“ 2003 entsprechende Reformen auslöste, verfügt Thüringen über eine einigermaßen annehmbare Regelung auf Landesebene. Besonders die „weiteren Elemente“ gehören bundesweit zu den besten: Kostenerstattung, Beratung der Initiative und vor einem Volksentscheid die Versendung einer Abstimmungsbroschüre an jeden Haushalt.
Insgesamt bekommt die Regelung jedoch nur ein „ausreichend“, wegen der überhöhten Quoren und des Finanztabus, das Urteile des Landesverfassungsgerichts noch zementiert haben. Immerhin liegen Reformvorschläge auf dem Tisch: Die Regierung will das Finanztabu liberalisieren und das Quorum für Volksbegehren senken, die CDU setzt sich für die Einführung fakultativer Referenden nach Schweizer Vorbild ein.

6
5
4
3
2
1

Themenausschluss

Haushalt, lt. Urteil auch finanzwirksame Initiativen, Abgaben, Besoldung

5
 

Volksbegehren

Unterschriften: 10%
Frist: 4 Monate, freie Sammlung
Alternativ: 8%, 2 Monate Sammelfrist, Amtseintragung

3-
 

Volksentscheid

Einfache Gesetze: 25%-Zustimmungsquorum
Verfassung: 40%-Zustimmungsquorum

4-
 

Obligatorisches Referendum

Nein

6
 

Kommunalebene

Gesamtnote: 1,6

Ein gänzlich anderes Bild bietet die Kommunalebene. Hier steht Thüringen an der Spitze, nur noch einen Wimpernschlag von einem „sehr gut“ entfernt. Dabei hielt Thüringen lange Zeit das Schlusslicht im Ländervergleich, es gab kaum Praxis. Eine erste Reform gelang nach einem erfolgreichen Volksbegehren und viel Einsatz des Thüringer Mehr Demokratie-Bündnisses 2009. Unter anderem wurden die Quoren für Bürgerbegehren und Bürgerentscheide deutlich gesenkt und der Themenkatalog stark erweitert – die Bauleitplanung ist seitdem zugelassen. Im Herbst 2016 beschloss der Landtag weitere Verbesserungen, darunter Innovationen wie eine Gegenvorlage zum Ratsreferendum durch ein vereinfachtes Bürgerbegehren. Ein eigenes, neues Gesetz enthält seitdem alle relevanten Vorschriften. Bis auf wenige Ausnahmen entspricht das neue Regelwerk unseren Idealvorstellungen. Die Verfahren werden zunehmend genutzt.

6
5
4
3
2
1

Themenausschluss

Sehr geringer Negativkatalog

1-
 

Bürgerbegehren

Unterschriften: 7%, max. 7.000 (= in Erfurt 4,5%)
Frist für Initiativbegehren: 4 Monate
Frist für Korrekturbegehren: 4 Monate
Freie Sammlung

2-
 

Bürgerentscheid

10-20%-Zustimmungsquorum

2+
 

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Download des Volksentscheids-Rankings 2021

Inhalt:  Während bundesweite Volksentscheide auf die lange Bank geschoben werden, hat sich die direkte Demokratie in den Bundesländern etabliert und wird langsam aber stetig weiterentwickelt. Das zeigt das Volksentscheidsranking 2021 des Fachverbandes Mehr Demokratie. Vier Bundesländer haben die direkte Demokratie reformiert. Damit hat sich die Durchschnittsnote aller Bundesländer von 4,2 im Jahr 2003 auf den bisher besten Wert von 3,3 verbessert.

Ganz vorn im Ländervergleich der direkten Demokratie insgesamt liegen Bayern und Bremen (beide Note 2,3), gefolgt von Hamburg (2,4) und Schleswig-Holstein (2,55).

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Download Volksentscheidsranking 2016

Während bundesweite Volksentscheide noch immer heiß diskutiert werden, hat sich die direkte Demokratie in den Bundesländern etabliert und wird langsam aber stetig weiterentwickelt. Das zeigt das Volksentscheidsranking 2016 von Mehr Demokratie. Insgesamt werden die Regelungen bürgerfreundlicher. Seit dem letzten Ranking von 2013 haben zehn Bundesländer Volks- und Bürgerbegehren erleichtert. Damit liegt die Durchschnittsnote aller Bundesländer erstmals seit Beginn des Ländervergleichs im Jahr 2003 bei „befriedigend“ (3,4).

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Alle Volksentscheidsrankings:

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